Manchmal, ohne besonders unglücklich zu sein
ohne sich in einer tiefen Krise zu befinden
wie man es manchmal tut
und ohne sich in schwerer Traurigkeit zu suhlen
wie einem manchmal zu mute ist
manchmal einfach so ganz grundlos
löst sich der Grund los von deiner Existenz
löst sich die Bezeichnung derselben von sich ab
löst sich vielleicht das Sein selbst auf
(etwas anderes kann es auch nicht auflösen
weil es ja einsam ist und allein)
wie ein Unidentified flight object
aus Blech und Licht
surrt sie die Existenz
dicht über dem Nichts
gerade noch im Etwas drin
gerade noch, nicht mehr sehr
manchmal also fällt erst
die Karosserie ab, von ihr
ein Blech nach dem andern,
tonlos, geschwindigkeitslos, grundlos
Scherben fallen, es schält sich, es reißt
es splittert, Atome isolieren sich von einander
Atome spalten sich selbst, alles verliert die Form
und formlos, nein, hüllenlos, und vor allem Beziehungslos
und allein,
schält sie sich weiter, splittert
wird auf jeden Fall weniger, und das
Raumschiff, genau das ist es nämlich, ein Schiff
im Raum mit etwas drinnen, das vollkommen
unidentified ist, vielleicht nicht einmal object
das verliert sich auch noch, alles
mischt sich mit dem Raum, und du
stehst an einem Frühlingstag
„Ach, das Wetter ist aber schön“
unter „Schaumalwieschön“-en Wolken, und
bist sehr erschlagen von allem
als wären die Metalle nicht ins Nichts
sondern in dich hinein gefallen, hätten dein
Gewebe zerschnitten, Fleischfaser von
Knochen geschält, hätten die Pipelines
von
der Blutquelle Herz getrennt, Blutkatastrophe
Schiff gesunken, dreiundfünfzig tote Möwen
sechs davon von deutscher Küste,
ja ist denn da ein Unterschied ob deutsch oder nicht
tot und verklebt, jämmerlich gegangen, sind doch auch die
afrikanischen und alle gleich,
aber in Ordnung: sechs davon von deutscher Küste
tot, wegen Schiffsunglück
wegen Existenzverlust, weil das Raumschiff
sein Mutterschiff Bluttankerschiff zerfleischt hat mit
Metallen
und das Blutschiff, was ja du bist
liegt ganz wie erschlagen
„Achistdasabereinschöener Tag“ und schaut so mit
Bullaugen hinauf, zum Himmel
versucht noch aus dem Frühlingsblau das
Raumschiff auszumachen, schafft es nicht
weil sich ja alles was Existenz war losgelöst hat von
sich, und weißt nicht, wie alles werden soll.
Existenz und du beides gleichermaßen tot, scheint so,
oder nicht, und was zuerst retten versuchen
was ist denn jetzt das eigentliche?
Ach, vielleicht Greenpeace mit NASA verkleben
ich mein verbünden,
beide zusammen können beides zusammen wieder wiederbeleben
vielleicht.
Was will das Schiff, was wollen Schiffe? Was schreien sie, was
rufen sie? Tod? Tod? Sterben lassen?
Das geschähe euch wohl recht, euch einfach aufzulösen
loszulösen, doch eigentlich ganz grundlos
und es geht nicht, sag ich euch –
wer sagt das, wer sagt das? ich sage das
Grundlos aber sagst du’s.
Manchmal also ,manchmal ganz grundlos,
liegt ein Bluttankerschiff erstochen zwischen fünfunddreißig Möwen,
davon sechs von deutscher Küste,
und mit ihm ein Exitenzraumschiff zwischen Nichts
und Etwas, aber nicht mehr sehr
beides will nur noch mal neu anfangen, egal wie,
aber es kann nicht, irgendwie, grundlos
wird wieder repariert, und zusammengeflickt,
Moment, fast was wichtiges vergessen: Faden made in China
oder vielleicht made in Europe? Kann man Schiffe, die
deutsche Möwen getötet haben mit chinesischem Faden..?
mit transglobalen Fäden also wiederbelebt,
haha alle können wir stolz sein, die wir das vollbracht haben:
Die Schiffe stehen wieder, wie vorher, wunderschön, wunderbar,
in Frühlingshimmeln, „AchistdasabereinschönerTag!“
gut, Arbeit gemacht, Fest gefeiert, wir sind Helden, und zwar
Helden im Feierabend, auf wiedersehen, wir sind weg.
So. Und du und dein Raumschiff? Ja mh … das ist eine
andere Sache.
Wiederbelebt also, mhm. Nette Idee, was?
Ja ja, nett gemeint, bestimmt, nur – ach lassen wir das.
Seid ihr wieder ganz jetzt, deine Existenz und du?
Wer weißt es. Aber um zurückzukommen (auf die los´s –)
beziehungslos, dass zumindest bleibt. Immer.
Wer immer auseinanderfällt, anders geflickt wird,
anders bestückt wird, anders wird, immer wieder aufs neue,
Lösen, Leben, Lösen, Leben, immer anders,
der wird dadurch sehr beziehungslos, weil niemand dich
für sehr lange haben kann, wenn du immer
auseinanderfällst.
Und was machst du dann, wenn du es nicht
verhindern kannst dich zu lösen?
Schau mal auf den ersten Satz, ja ich weiß,
du hast schon lange hingeschaut, ich sage es
trotzdem noch mal: Manchmal, ohne besonders unglücklich
zu sein, ohne sich ein einer tiefen Krise
zu befinden –
reicht schon um den Sinn zu sehn:
Nur im Nicht-unglück geschieht alles.
So ist es.
Und deswegen beginnst du auch nach
deutschen Möwen zu fragen oder nach
deutschen Fäden, weil das wichtig ist –
um unglücklich zu sein.
das denkst du, dass es deine
Rettung ist vielleicht.
Eine Rettung von außen fällt dir gar nicht ein.
1 Kommentar:
ich kann es echt nur nochmal sagen, ich finde fast alle deine gedichte super, aber dieses gefällt mir am allerallerbesten. es spricht mich einfach wahnsinnig an.
ich hoffe, ich ahbe es auch wenigstens ansatzweise verstanden.
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