Sonntag, 4. Dezember 2011

Samstag, 19. November 2011

"akrostichon" i

wie angegossen

du bist der w
asserfall, der mich süß u
nd mächtig überkommt, du b
ist der schwere, warme r
egen, du bist a
ll meine tränen.

du bist mir, wie angegossen.

Samstag, 22. Oktober 2011

höhlenmalerei

auf dem felde
(wüstengraß, steppenbart, stoppelhalm):

tiefe schatten
(deine schwarzgrünen augen, ein kuss in dunkelheit, höhlenmalerei).

auf dem felde
regt es sich:
schamanisch. im feuerglimm bis an den rand.

und dann ist der zauber
in der dämmerung vorbei
und die büsche saugen das schwarz auf.

Samstag, 1. Oktober 2011

lieber gott

lieber gott, gib leichtigkeit.
gib mir, meint, nimm mir fort.
gib engelsaat, dass sie erblühe,
gib heldenrat, dass alles glücke,
ein himmelbad im traume, bitte.

Montag, 8. August 2011

all meine

All meine geliebten. Ich kröne euch.

All meine hochbegehrten

krempe und kragen

Krempe an mein lieben,

krempe, kragen und manschettenknöpfe.

Warum so ausgesprochen?

rausgeputzt?

den hut

Du lüftest den hut aus meiner kehle: befreiungstat.

deine lippen zwar kaum

Gut ich hab deine Haut, deine Lippen zwar kaum,

aber deine Hände - dennoch. Hab ich dich garnicht?

gesehn?


Die Robe. Ihr Schwarz.

Dichaber?


Hab ich meine Stirn begraben

und mein Herz gekürt.

unter der linken schönen

runden Mohnbrust


Doch sah ich dich?


Die Waagschale in den Händen.

Deine Lippen zwar kaum, aber deine Hände

Dichaber?

es leben

es leben es leben es leben es leben

aber die narbenstränge auf deiner haut liebes leben

und die fremde haut an deinen lieben fingernägeln liebesdenken

es leben es leben es leben

liebes ansich.

Sonntag, 1. Mai 2011

nacht mit schal und damen

die stimmen unter meiner haut
gerinnen beim anblick:
die nacht erbleicht
mein kopf zu unterst
meine stimmen überall
die damen, fein und überall

nur der angsttraum
der ist schwer genug
beim anblick:

schal und dünn
die nacht mit seinen damen
und seinem dünnen schal.

und alles über all.

Donnerstag, 31. März 2011

gähne

Ich gähne.
Gähne mit Monsterfresse.
Maul auf Maul zu.
Gähne laut und treffe
mit meinem Gaumenkitzel.
Ja was treffe ich.
Ja was.

rieselte.

der kies war leise und rieselte
mir unter den
zehenspitzen
ich sah dich dicht hinter mir sitzen
und rieselte
in dich hinein

unzählig. unzähnig
gähnte ich. die welt in deinen atem.
ein schritt. ein kuss. ein warten.
ich warte mich in dich.
hinein.

Sonntag, 20. Februar 2011

& beginnt

brodeln in brusthöhe brühe

sprühe schneller

heller kochen

im rachen

brunst

grunst

& sternhagel beginnt


Sinn aus & sternhagel beginnt

schädeldecke haaransatz schuppen schnuppen

sinn aus & wankelmut beginnt


wie du göttin rast noch nicht. sehe die Dido im wahn

in der brennenden lust verliebe dich mit ihr in rache

und brünstig peitsche deine brust entgegen dem unrecht

sei wut und trunkenes leiden und springe dem freitod

in die schwitzigen hände du schwitzt so seltsam traurige

weil der sinn dir abhanden kam und ab hand ist haut rot

und von sinn ist nicht mehr zu sprechen von sinnen bist Du

bist ohne haarband ohne namen nur tier und schier

beginnen unter deinen lidern deine dornen neidern bist

du die grässlichste königin hässliche königin die du

erregung nur kennst und sprichst und atmest dein fettiges

haar ist spinnenfaden schicksalsfaden verspritzt gier

verklebt deine augen du hast so schöne augen liebes mädchen

und stehst so verlockend einsam und verletzlich ich liebe dich

ich fresse dich ich hasse ich lasse ich koche ich roch so scheußlich süß

sternhagel begann ich beginne die sinne nie mehr

schwitzge hände seid mit ein himmelbett.

Montag, 7. Februar 2011

Der UTILITARIST.


Wozu.

Der UTILITARIST schleudert und verspritzt sein Wozu.
Ekelhaft an die Wände, die kleben jetzt.

Dramatik: Er überlebt das Leben.
Dramatik: Wir nicht.

Die Wahrheit ist

Die Wahrheit ist: Die Wahrheit zu sagen ist schwer.
Warum. Weil sie so eine gewaltige Größe besitzt. Sie ist zu groß für deinen Rachen. Wenn sie kommen soll muss man sie kotzen. oder hinauskreischen. Wenn sie das soll. Die Wahrheit ist: Sie soll es nicht:


R: Du hast doch was. Da hast doch immer diese Falte zwischen den Brauen.
E: schüttelt den Kopf.


R: Immer diese Falte.
E: zuckt die Schultern.


R: Immer.
E: Kratzt sich nervös am Nacken. (Das Liebesnest des Schalkes und der Lüge.)


R: schüttelt den Kopf.
E: Was denn?!


R: zuckt die Schultern.
E: Was hast du denn immer mit deinen Anschuldigungen?!


R: Kratzt sich nervös am Arm. (Schutzbedürfnis.)
E schreit: Was hast du denn immer mit diesen Anschuldigungen, mit denen du ja recht hast,und du weißt, dass du recht hast, aber du willst es von mir hören. Ok dann hör gut zu: ich wars und ich habs gemacht, weil ich wollte, dass du traurig bist und mal merkst, wie sich das anfühlt. Und dann hab ich gemerkt, wie viel Spaß mir das macht und habs wieder gemacht und wieder und wieder. So viel Spaß! Hahaa, das kann man gar nicht glauben! So viel so viel! Freut sich ihrer Gemeinheit.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Hufen

Vor den Hufen deines Hochmuts
(sie scharren, scharren)
spucke ich &
verneine

dass mein Leumund
(schlierig von Speichel)
grau geworden sei.

grau ist nur dein Gefieder.

und Sonnensenke

Blütentag und Sonnensenke

Geiger im Gebüsch und Gott.

Lau und nur und unausstehlich:

Dünnromantik du.


Der Flieder nießt in grau.


Wir haben keine Kinder

in unsren haarigen Köpfen

die hat da jemand anders

reingeboren.


Blütentag und Sonnensenke

Geiger im Gebüsch und Gott.

Zwei Füchsinnen im Bau: schelmisch.


Du stehst,

Ich steh dir ins Gesicht.

Zuweilen merkst du das. Ich nie.

Die Liebste im Gesicht: schelmisch.

Füchsin und Er

Im Bau der Beute. Er mit Gewehr. Die Füchsin im Bau: schelmisch.

Nach langer Suche und verblüfft über die Einfachheit ihres Fluchtortes: In dunklem Bau? Eingewoben in schützende Wurzelfäden? Im nassen, dunklen Höhlenloch? Da sitzt du? Da wo du immer sitzt? Und wo du immer nur sinnierst meine Dame? Sinnierst du denn wenigstens darüber, was du mir antworten wirst, meine Dame?

Komm doch und fress mich.

Glaub mir, dass ichs tue. Man glaubt ihm, dass er es tut.

Komm! Lass deinen Schnee draußen und bring dein Feuer rein. Ich habe große Gedanken!

Fuchs bist du, nicht Philosoph. Hier mein Schnee! Und gleich schon merkst dus lodern.

Erstes Scheuchen.

So jag mich nicht. Der Ort ist weit und leise.

Erde ists, versengte.

Leise und warm.

Was ist? Hat der Schnee dir Heischendem die Lippen zugedeckt?

Ich warte, Fräulein, zum letzten Mal auf Antwort!

Ach, komm doch und fress mich auf!

Glaub mir! Rede oder nähre mich sonst anders.

Ich rede selten im Winter. Es ist so schön still.

Er jagt die Füchsin wild durch den Bau. Um eine Haaresbreite verfehlt die Klinge sie stets.

So jag mich nicht!

Sprich, Feige!

Füchsin und keine Feige! Haarig und nicht saftend süß verklebt! Wirsts merken wenn ich dich im Halse kratze. Und bevor du rumheulst wie ein Säufer komm! Und teste meine Würze!

Küsst ihn wild. Treibt ihn durch die Räume!

Wer bist du Irre!

Fuchs bin ich, der frisst und gerne Fleisch.

Wer? Ah! Aah!

Füchsinnen näheren sich dem armen Mann mit Hut.

Lieben wir unseren Henker! Jagen wir den Jäger! Jetzt feiern wir den Hunger und das Sattsein. Wer will was? Köpfe? Seelen? Zungen? Viel ist dran an ihm, nur wenig Sinn für Winter.

Der Dichter & der Wanderer

Ich sitze hier schon seit elf Tagen.

Ich bin unter Beschuss. Die Geschosse beißen mich in meinen Körper.

Das sind Augenblicke, die man noch nicht Vergangenheit taufen kann, die da beißen. Das sind Möglichkeiten, die vor Entfernung schon weiß sind. An meinem glatten Hals hängen die Tatsachen. Beißend.

Und da, wo ich sitze heißt: Ich kann jetzt nichts mehr anders herum angestoßen haben. Ich kann nicht umdichten was ich gesungen habe für die Ohren die einst daran erstickten. Ich kann nur voll Sommer sein und Feuer und Schweiß und neues schreiben – soviel dass an allem jemand stirbt und kann nur so viele Schaukeln anstoßen, auf denen fette Leute sitzen, fett im Kopf.

Was sitzt du dann herum so lange? Was sitzt du nur so ewig! Dann geh doch auf der runden Erde wieder. Das Sitzen macht sich faul!

Die Erde ist zu gebogen. Wenn ich mich erhebe fließ ich abwärts wie die Fische.

Geh mit mir. Dummkopf. Der Boden trägt! Schau her!

Mich trägt ja sonst nichts.

Was sitzt du denn noch! Ich habe dich satt wenn du sitzt und viel redest und wenig leise bist.

Ich habe Angst! Ja! Gut! Ich gestehe das! Ich stehe nicht auf weil ich Angst habe! Vor dem Boden! Vor der Krümmung, die die Welt macht! Ich fürchte mich!

(Lacht!) Da hab ich dich ertappt du Hund! Na also! Kommt es endlich raus! Du hast ja doch eine Seele! Haa! ich hab deine Seele ertappt! Du hast Moral! Und ich bin Zeuge ihrer Geburt! (Lacht)

Moral – sie ist weniger als Luft. Sei Zeuge von etwas, das es gibt. Aber etwas zu finden, was nicht da ist… Dein Kopf ist auch schon überfressen.

Was bereust du, Teufel? Was lässt deine mickrige Seele nicht in Ruhe? Was lähmt dich so. Du schämst dich. Du schämst dich heimlich, weil du nie dir eingestehst, dass du dich schämen kannst. Und jetzt sitzt du hier herum – errötest vor Erinnerung und nennst die Röte Feuer, das dich schreiben lässt. Du erhebst nur deinen faulen Kiefer, nicht dich ganz und nennst es Angst! Was soll das alles. Was schämt er sich. Was treibt ihn denn in diese feige Höhle?

Ich schäme mich für nichts! Für nichts! Für niemals etwas und niemals werde ich mich schämen! So etwas gibt es gar nicht! Ich bin soviel Gott, dass ich das von ihm geerbt habe! Die Unfähigkeit jeder Scham! Jeder Schuld! Ich bin dessen unfähig. Verstehst du das nicht! Ich kenne sowas nicht!

Dann komm. Dann nehm meine Hand und geh mit. Ich will in die Welt mir dir. Die Welt. Komm mit, komm schon. Komm schon! Gut. Gehen wir. Gut. Das ist gut. Gehen wir. (Dichter schon lange weg)